Aufregend und voller Herausforderungen – so lassen sich die ersten Jahre in der Selbstständigkeit beschreiben. Viele spannende Einblicke in den Arbeitsalltag und hilfreiche Tipps und Tricks, wie der Einstieg gelingt, verrät Tanja Schwärzler im Interview.
Die Vorarlbergerin hat 2018 den Bachelorstudiengang “Media- und Kommunikationsberatung” (heute: “Marketing und Kommunikation”) an der FH St. Pölten abgeschlossen. Darauf folgte die Ausbildung zur Fashion Stylistin an der AMD (Akademie Mode & Design) in München. Seit dem Jahr 2020 ist sie mit ihrem Unternehmen “TS Content & Text” selbstständig. Im Gespräch erzählt sie über den Beginn ihrer Karriere und was der Alltag als Unternehmerin mit sich bringt.
Wie alles begann
„Dass ich mich einmal selbstständig machen würde, habe ich in diesem Sinne eigentlich nie geplant. Das hat sich tatsächlich im Laufe der Zeit einfach so ergeben“, erinnert sich Schwärzler zurück. Was bei der Jungunternehmerin aber schon immer vorherrschend war, war der Drang nach viel Spielraum und Freiheit, wenn es um das Umsetzen von Ideen ging. Die Möglichkeit selbstständig Entscheidungen zu treffen, ohne auf die Zustimmung einer höheren Instanz zu warten, ist ein Wunsch der sich nun erfüllt hat. Auch der Tagesablauf gestaltet sich flexibel in einem eigenen Unternehmen. Im Fall von der jungen Gründerin bedeutet dies, dass sie ihren Arbeitsalltag um neun Uhr, mit der Bearbeitung der E-Mails ihrer Kund:innen, startet. Danach wird die Agenda des Tages festgelegt. Die kann jeden Tag etwas anders aussehen. Oftmals ergibt sich ein spontaner Call oder eines der Projekte fordert Schwärzlers Aufmerksamkeit. Ganz ohne Fixpunkte geht es jedoch nicht. Jeden Donnerstag beispielsweise steht ein Call mit den Kund:innen an. Es wird sich gegenseitig ein Update geliefert. Was läuft gerade gut? Was könnte verbessert werden? Im Normalfall endet der Arbeitstag für die Kommunikationsberaterin um 18 Uhr, jedoch ist das in einem eigenen Unternehmen auch nicht immer der Fall: „Es kann schon mal passieren, dass auch um 20 Uhr noch Kund:innen anrufen. Das gehört einfach dazu. Dafür kann ich mir meinen Alltag aber auch freier gestalten. Ab und zu mal in einem Buch blättern, oder einfach raus an die frische Luft, wenn der Kopf einmal abschalten muss, oder die kreativen Ideen fehlen. Es hat schon seine Vorteile“, erzählt die Jungunternehmerin.
Erste Hürden
Gerade in der Anfangsphase der Selbstständigkeit macht sich ein Organisationstalent und planerisches Denken bezahlt. Das Zurechtfinden bei den unterschiedlichsten rechtlichen Angelegenheiten ist eine Herausforderung für sich. Muss ich ein Gewerbe anmelden? Wie läuft das mit der Versicherung? Auch steuerliche Themen und die Buchhaltung sind für viele Selbstständige in den ersten Jahren eine große Hürde. Selbstverständlich kann dieser Aufgabenbereich auch ausgelagert werden, allerdings ist dies mit Kosten verbunden, die man gerade in der Anfangsphase vermeiden möchte. Da heißt es dann selbst aktiv werden. Große Unterstützung fand Schwärzler nicht zuletzt im Gründer:innenservice der Wirtschaftskammer. Im Gründer:innenworkshop bekommt man Ratschläge und Informationen, die die ersten Schritte erleichtern. Auch der Austausch und das Gespräch mit Gleichgesinnten kann sehr hilfreich sein.
Auch die Umstellung von einem fixen Gehalt in einem Angestelltenverhältnis zu einem ungewissen monatlichen Einkommen ist ein Aspekt, an den man sich erst gewöhnen muss. Es braucht eine Risikobereitschaft, denn am Ende des Monats sind trotz allem zumindest die Fixkosten zu decken, unabhängig davon, wie umsatzstark ein Monat war. Mit solchen Themen muss man sich als Angestellte:r nicht auseinandersetzen, aber sie sind umso wichtiger in der Selbstständigkeit. „Die Selbstständigkeit hat viel mit learning by doing zu tun, begleitet von viel Unterstützung aus den verschiedensten Bereichen, egal ob beruflich oder privat”, so die jung Unternehmerin. Besonders Netzwerke, die bereits in der Studienzeit entstanden sind, waren für die Content Managerin stets hilfreich. Man kann sich mit unterschiedlichen Anwendungen und Tools, oder auch zu kund:innenspezifischen Themen austauschen. Im Arbeitsalltag, sagt die Content Managerin, erweitert sich das Netzwerk automatisch fast täglich durch Kund:innenbeziehungen. „Auch wenn man die Wichtigkeit des Netzwerkens als Newcomer:in nicht ganz wahrhaben will, es spielt schon eine große Rolle”, betont die Gründerin. Kontakte sind essentiell vor allem beim Aufbau eines Kund:innenstamms. So konnte auch Schwärzler ihre ersten Kund:innen gewinnen. Nach dem Einrichten einer eigenen Website und der Erstellung eines Portfolios, folgte eine Kaltakquise per E-Mail und über verschiedenste Plattformen. Mittlerweile bekommt die Gründerin immer wieder Anfragen für neue Arbeitsaufträge und betreut durchschnittlich fünf bis sechs Kund:innen pro Monat.
Rezept zum Erfolg
Im Interview mit der Unternehmerin liefert sie Ratschläge an all jene, die noch am Beginn ihrer eigenen Karriere in der Kommunikationsbranche stehen. Zum Einen ist eine fundierte Ausbildung eine optimale Grundlage. Aber auch Erfahrung und Wissen, das man sich im Laufe der Jahre aneignet, geben Sicherheit und fachliche Kompetenz. Zum Anderen ist, das ständig wachsende Netzwerk aus Kollegen:innen, Freund:innen und Fachleuten ein großer Vorteil. Auch das Thema Work-Life-Balance sollte in der Selbstständigkeit nicht zu kurz kommen. Vor allem in der schnelllebigen Kommunikationsbranche ist es nicht leicht dieses Gleichgewicht stets beizubehalten. Wichtig dabei ist es, sich selbst Grenzen zu setzen, nicht zuletzt wenn es um die Trennung von Beruflichem und Privatem geht. Denn bei all der Arbeit sollte auch das Privatleben nicht zu kurz kommen. „Der Weg in die Selbstständigkeit war auf jeden Fall die richtige Entscheidung für mich, denn ich bin nach wie vor ein riesen Fan der Kommunikationswelt“ so Schwärzler. Für die Zukunft will die Unternehmerin sich dennoch beruflich weiterentwickeln und auch andere Leidenschaften und Themen verstärkt in ihre Karriere einbinden. Dazu rät sie auch anderen: „Man muss ständig am Ball bleiben, sich weiterentwickeln und zukünftige Trends mitverfolgen“.
Auf die Frage, ob sie sich, nach all dem bisher Erlebten, wieder zur Selbstständigkeit entschließen würde, antwortet Schwärzler: „Trotz aller Hürden und Ungewissheiten zu Beginn habe ich es nie bereut. Ich würde es tatsächlich immer wieder so machen und bin jeden Tag froh darüber, dass es sich so ergeben hat und ich mich schlussendlich dafür entschieden habe“.
Die Autorinnen
vlnr.: Johanna Hamm, Nora Bauer und Pia Lehner (Fotocredit Rene Hochhauser) sind Studierende des Studiengangs Marketing und Kommunikation an der FH St. Pölten.