Inklusion, Diversität, Akzeptanz und Verständnis füreinander. Warum ist dies so wichtig? Wie können Führungskräfte bestmöglich damit umgehen? Wie wirken sich diese Faktoren auf das Arbeitsklima aus?

Pamela Rath am ktag23.

 

Stellen Sie sich vor, Sie kommen in ein Unternehmen und finden eine elektrisierende Atmosphäre voller Kreativität und Innovation vor. Ihr Team besteht aus Menschen mit den unterschiedlichsten Prägungen, Ansichten und Fähigkeiten. Klingt wie ein Traum? Dieses Bild wird immer mehr zur Realität, da die Stärke einer Organisation in ihrer Vielfalt liegt. Zu diesem Thema hat die renommierte Expertin für Arbeits- und Organisationspsychologie Pamela Rath am diesjährigen Kommunikationstag des PRVA berichtet und anschließend in einem Interview nähere Einblicke gegeben.

 

Ein sicheres und inklusives Arbeitsklima schaffen

Wir alle haben einzigartige Prägungen und Werte. Daraus entwickeln sich unsere individuellen Persönlichkeiten, die uns unterschiedliche Perspektiven einbringen lassen. Aber was, wenn wir die verschiedenen Prägungen und Einstellungen der anderen nicht anerkennen? Ganz egal ob bewusst oder unbewusst – eine solche Situation hat hohes Abwertungs- und Konfliktpotential. Was es also braucht, ist die Kompetenz, unterschiedliche Hintergründe und Perspektiven anzuerkennen und miteinzubeziehen.

Wie sieht das in der Arbeitswelt aus? Menschen brauchen eine Arbeitsumgebung, in der sie sich wohlfühlen, um ihr volles Potenzial ausschöpfen zu können. Sollte dies nicht der Fall sein, verbrauchen sie wertvolle Energie damit, ihre Identität, einschließlich Aspekte, wie ihre sexuelle Orientierung, zu verstecken. Es muss den Mitarbeiter:innen möglich sein, offen über ihre Identität sprechen zu können und dabei auch das Gefühl zu bekommen, verstanden zu werden. Denn nur wenn Arbeitnehmer:innen sich nicht verstecken müssen, stehen Arbeitgeber:innen das volle Potenzial ihrer Angestellten zur Verfügung.

Die Bedeutsamkeit der Diversität

Liegt eine sehr homogene Teamzusammensetzung vor, wird schnell klar, dass auch der Output des Teams sehr einseitig sein wird. Im ersten Moment wird man merken, dass viele Gemeinsamkeiten die Arbeit erleichtern, da man schnell einer Meinung ist und generell die gleichen Ansichten vertritt. Aber im Laufe der Zeit wird klar, dass man an Grenzen stößt. Das ist der Zeitpunkt, wo Diversität eindeutig vom Vorteil ist. Spätestens hier sollte man sich Input von anderen einholen, die nicht die gleiche Herkunft, das gleiche Geschlecht, die gleiche sexuelle Orientierung und die gleichen Erfahrungen gemacht haben. Mit deren Wissen können gemeinsam neue Ideen gefunden werden und die Horizonte allerseits erweitert werden.

Herausforderung für die Führungskräfte

Es wurde uns von klein auf beigebracht, dass wir uns an Gegebenheiten anpassen sollen und mit dem Strom schwimmen sollen. Deshalb ist es nun auch für die Führungskräfte schwer, umzudenken. Aus genau diesem Grund, ist es wichtig, hier Unterstützung zu bieten, um das Mindset zu verändern.

„Vielfalt erweitert unseren Horizont und fördert unsere Kreativität. Als Führungskräfte müssen wir erkennen, dass uns verschiedene Perspektiven mehr Optionen für Entscheidungen bieten. Indem wir Vielfalt wertschätzen, steigern wir unsere intrinsische Motivation und schaffen Raum für eigene Kreativität“, so Pamela Rath.

Auch zwischen den Generationen braucht es Perspektivenwechsel

Unter Diversität fallen natürlich auch Altersunterschiede. In den meisten Unternehmen ist es so, dass viele verschiedene Altersgruppen aufeinandertreffen und zusammenarbeiten müssen. Jede Generation wurde von anderen Erfahrungen geprägt und wuchs mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Normen auf, was wiederum schnell zu Konflikten führen kann. Auch hier ist es wichtig, aufeinander zuzugehen und das Können des jeweils anderen anzuerkennen und zu schätzen. Während die jüngeren Generationen ernst genommen werden wollen, sollten diese darauf achten, dass die älteren nicht zurückgelassen werden. Das generationenübergreifende Arbeiten und dass junge Menschen die Älteren dazu motivieren, mit der Zeit und der Technik mitgehen, sei eine der größten Herausforderungen, so Pamela Rath. Hier gilt das Motto: „Schauen wir uns die Welt gemeinsam an.“

Keine Meinung ohne Werte

Heutzutage wird von vielen Seiten immer mehr auf Meinungsfreiheit beharrt. Meinungen sind logischerweise frei, aber nie wertfrei. Denn wenn in der Kommunikation automatisch die Gegenposition eingenommen wird, oder mit einem “aber” argumentiert wird, findet automatisch eine Entwertung statt. Es geht oft mehr darum zu hinterfragen, ob gewisse Meinungen angebracht oder gewollt sind. Äußern wir vermehrt ungefragte, ungefilterte und negative Bewertungen, sagen wir viel über uns selbst aus. Zu viel Abwertung deines Gegenübers kann im schlimmsten Fall zu Reaktanz, Trotz und im Arbeitsleben zu einer inneren Kündigung, bis hin zu einer echten Kündigung führen. Insbesondere Äußerungen von positiven Meinungen, ist etwas, das von viel mehr Menschen priorisiert werden sollte. Denn “Wenn du nichts Schönes sagen kannst, sag lieber gar nichts”, so Pamela Rath.

Arbeit ist einer unserer zentralen Lebensaspekte. Sie prägt uns, bewegt uns und greift in unser Privatleben ein. Deshalb ist es besonders wichtig, ein vielfältiges und inklusives Team zu schaffen, in welchem sich jeder zugehörig und willkommen fühlt. Vor allem in der Kommunikationsbranche sollten wir uns bewusst sein, welche Botschaften wir senden, woher diese kommen und warum wir diese transportieren. Leben wir keine kulturelle Vielfalt, dann zeichnen wir so das Bild der Realität. Es liegt also an uns, das “Ich” in den Hintergrund zu stellen und auf das “Wir” zuzugehen.

Die Autorinnen

(v.l.n.r.) Denise Freitag, Michelle Jacka und Anna Disslbacher-Fink sind Studentinnen des Studiengangs Marketing und Kommunikation an der Fachhochschule St Pölten.